Bergauf Bergab

Dokumentarfilme über Bergbauern gibt es viele. «Bergauf Bergab» von Hans Haldimann ist ein neuer Beitrag zu einer alten Diskussion. Er lässt staunen über den Krampf, aber auch das Glück der Bergler. Er behandelt ein Thema der Politik und zeigt, wie Arbeiten dem Leben Sinn geben, wie die Kinder lernen.

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Familie Kempf lebt im Schächental auf drei Stufen, je nach Jahreszeit bewirtschaftet sie einen andern Hof: mal im Talboden, dann im «Bieler» auf 1120 Metern oder ganz oben an der Baumgrenze. Zehnmal im Jahr zieht sie mit dem Vieh von einem Ort zum andern, um immer dort zu sein, wo der Boden die saftigsten Gräser hergibt.

Zuoberts im «Pfaffen» will Max Kempf trotz prekärer Finanzierung einen neuen Stall bauen, sonst wäre sein geliebtes Bergbauerndasein gefährdet. «Es muäss!» So heisst sein Motto. Die ganze Familie, von Ueli (3) und Wisi (5) über seine Frau Monika bis zu den Grosseltern, hilft mit. Ihr Alltag ist von Entbehrungen geprägt, doch fernab der Hektik der Städte erlebt die Familie ihr Glück auf andere Weise. Eine innere Zufriedenheit erfüllt sie. Das Gefühl, der eigene Herr zu sein, macht stolz. Gefordert werden sie von Aufgaben, die zu Gaben werden. Im Einklang leben sie mit ihrem Vieh und der Bergwelt. Sachlich und einfühlsam beschreibt dies der Filmer während eines Jahres.

Von Bergbauern für die Schule lernen

Diese Bergbauern erfüllen die Arbeit als ihre «Pflicht», wie sie es tun, wird jedoch zur «Kür», zur hohen Schule des einfachen  und glücklichen Lebens. Die Schönheit und Menschlichkeit der Personen wird für Unterländer auch in den faszinierenden Landschaften erlebt. Die starken Bilder des Regisseurs, die sparsam eingeesetze Musik und der klug führende, nie verführende Schnitt entsprechen der Schlichtheit und Erhabenheit des Epos. Sachlich gibt der Film mit den vielen Erfahrungen aus dem Leben einer Bergbauernfamilie persönliche Antwort auf die Frage nach dem Leben und Überleben der Bergbauern in der Schweiz, die wohl noch lange die Gemüter bewegen wird, differenzierter und authentischer jedoch als manche Untersuchung und manche Debatte.

Aus pädagogischem Blickwinkel bietet der Film Erhellendes und Ermutigendes. Er lässt erleben, wie freundlich diese Menschen miteinander umgehen, leben, denken und fühlen. Er ist, wie jede Kunst, allgemein menschlich. Er zeigt aber auch, wie Kinder hier leben und lernen. Die beiden Buben sind überall dabei, sind Teil der Gemeinschaft, neugierig beobachtend, probierend, untersuchend, sich mit allen Sinnen einmischend. Ihr Tun macht Sinn und gibt Befriedigung. Wenn Wisi etwa beim Mähen auf dem Tret-Traktor vom Vater mitgezogen wird. Wenn Ueli Abfallhölzer zusammensetzt und damit Neues konstruiert und wenn er in der Küche der Mutter beim Gemüse Rüsten hilft. Wenn Wisi den Kühen den Weg weist und diese ihm wie dem Vater folgen usw. usf. Wie und wo können Kinder schöner, erfolgreicher und sinnvoller lernen?